Genehmigung

Vor fünf Jahren konnten wir bis auf Höhen von 1500m im automatischen Flug relativ frei umherfliegen. Mit dem Wetterballon können wir jetzt bis auf 1100m aufsteigen. Für den SUMO fehlt noch immer die Erlaubnis, obwohl wir ja an gleicher Stelle in der Luft wäre. Es waren diesmal Bedienungsanleitungen, Abläufe, Prozeduren, Risikoanlaysen, etc abzuliefern. Alles is wesentlich formaler und anstrengender. Drohnen haben keinen guten Ruf.

Wir verbessern die Scooter-Box am Vormittag mit Schaumstoff und fahren wieder raus zur Station. Der Ballon wird gestartet, die Scooter fahren dank stossabsorbierendem Schaumstoff ohne Datenverlust. Es stellt sich Routine ein.

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Man muss sich dick einpacken und kann dann nur begrenzt arbeiten. Unmengen Gerät wird hin und hergeschafft. Am späten Abend klicke ich noch ein paar Folien zusammen, um 23:46 landet eine SAS Maschine durchs Tal, früher als geplant. Die Balloncrew wurde weit vorher benachrichtigt und hat den Ballon rechtzeitig heruntergebracht.

Die Station

Der Fesselballon darf nur außerhalb der Betriebszeiten des Flughafens in die Luft gebracht werden, daher starten wir den Mittwoch etwas später am Vormittag, um am Abend Zeit zu haben. Der Windsensor (ähnlich einem, der gelegentlich Weihnachten verschenkt wird) kommt auf einen kleinen Alumast und misst mit den gleichen Sensoren wie im Flugzeug Luftemperatur, Luftfeuchte, Druck, Bodentemperatur (IR-Strahlung) und eben Windrichtung / -geschwindigkeit.

Er wird hinten auf dem Schlittenanhänger eines Schneescooter montiert. Die Studenten wollen damit zu verschiedenen Positionen im Tal fahren und dort dann für 10 Minuten messen. Nachmittags wird ein Fracht-Standardcontainer mit Sägen und vielen Schaufeln von Schnee und Eis befreit. Der Ballon soll darin tagsüber abgestellt werden, eine Heliumfüllung kostet 600 Euro.

Mast auf Schneescooter

Die alte Polarlichtstation ist ein Holzhaus ein paar Kilometer von Longyearbyen Richtung Osten ins Tal. Oben sind mehrere Plexiglashalbkugeln montiert, durch die früher Aurora Borealis beobachtet wurde. Inzwischen ist die optische Umweltverschutzung durch die Stadt und vorbeifahrende Scooter so hoch, dass eine neue Station oben in den Bergen gebaut wurde.

Hier war ganz früher der Flughafen, hinter der Hütte liegt das umgeworfene Wrack einer Ju-88. Im Schnee kann man Teile des Fahrwerks sehen. Der Stahl und das eloxierte Alu sieht aus, als wäre es gerade erst hier abgeladen worden.

Ju-88

Es ist toll, hier wieder zu sein. Hätte nicht gedacht, hier nochmal herzukommen. Es ist, als käme man nach Hause. Alles ist an seinem Platz und man fühlt sich heimisch. Die Antenne wird installiert, der Laptop aufgebaut. Damit dürfen wir zwar noch nicht fliegen, können aber den Weg der Scooter mit Paparazzi verfolgen. Draußen wird der Ballon gefüllt. Alles dauert wie gewohnt ein wenig länger und ist etwas aufwändiger als gedacht.

In der Station

Die Studenten jagen mit den Scootern durchs Tal. Die -19°C Lufttemperatur plus Fahrtwind machen es höllisch kalt auf diesen Dingern. Jedes freie Stück Haut ist sofort erfroren. Die Studenten haben dennoch sichtbar Spaß, wollen die Daten. Leider ist die Installation der Elektronik in der wasserdichten Box nur suboptimal, das müssen wir besser verpacken.

Alltag

Wir sind noch immer nicht durch mit dem Testen der Flugzeuge und so ging es Dienstag weiter damit. Insgesamt sind sechs Flugzeuge hier. Eins davon muss noch komplett neu verkabelt werden, zwei waren schon mit auf der Polarstern und zwei weitere wurden noch gar nicht getestet.

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Nachmittags ist die Vorbereitung für den kommenden Tag. Mittwoch ist „Field Day“, es soll hinausgehen für Messungen. Die elf Studenten kommen aus Norwegen, Finnland, USA, Deutschland, England, Tschechien und Ungarn. Alle sind super motiviert, sie mussten einige Anstrengungen unternehmen, um hier ein Semester studieren zu dürfen. Es gibt drei Studentengruppen, die verschiedene meteorologische Effekte im Adventalen und den Seitentälern erforschen wollen. Dazu wurden mehrere Wetterstationen aufgebaut, es wird ein Fesselballon gestartet und wir werden mit den SUMOs fliegen. Es gibt von uns einen kurzen Vortrag zur Geschichte und Funktionsweise von Paparazzi und des SUMOs.

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Der nächste Tag wird geplant. Im Keller reparieren wir die Winde für den Fesselballon. Leider werden diese (teuren, 90k Euro) Zeppeline nicht mehr hergestellt.

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Bis in die Nacht schreibe ich im Guest House etwas Software für den Anschluss eines Windsensors an das Paparazzi Systems. So lange wir keine Fluggenehmigung für den SUMO haben, werden wir den Autopiloten am Boden für Messungen einsetzen.

Arbeit

Montag um neun Uhr geht es los, arbeiten. Bevor wir mit den Fliegern in die Luft gehen können, müssen neue zusammengebaut, alte geprüft und ausgebessert werden. Dazu richten wir uns ein als Abstellkammer umfunktioniertes Büro so her, dass wir dort mit den unhandlichen SUMOs hantieren können. Wahllos stehen Alu- und Holzkisten herum, beinahe alle haben FRAGILE Aufkleber auf der Seite und beherbergen empfindliche Instrumente. Einer ist sogar mit einem „shock sensor“ ausgerüstet, der Alarm schlagen soll, wenn er zu hart angegangen wird. Es sind Flieger von drei Gruppen vor Ort, die alle mehr oder weniger Aufmerksamkeit erfordern. Nacheinander testen wir die Elektronik und Sensoren und tauschen Kleinigkeiten aus. Natürlich dauert alles länger als gedacht.

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Das tun wir bei UNIS, dem Universitätszentrum auf Svalbard. Es ist ein Zusammenschluß verschiedener norwegischer Universitäten. Ein großartiger Ort. Von außen sieht es aus wie ein hölzernes Raumschiff und von innen noch besser. Alles sehr modern und nobel, luxuriöser kann man kaum studieren. Die Webcam weiter unten ist auf dem Dach von UNIS montiert.

Wieder da

Es fühlt sich vetraut an, in Longyearbyen das Flugzeug zu verlassen und über die Rollbahn zum Empfangsgebäude zu stapfen. Auf der Piste sind wir vor fast genau fünf Jahren selber umhergeflogen mit unseren Styroporfliegern. Nun sind wir wieder hier, wo der Abschied damals doch irgendwie endgültig war. Es steht diesmal kein Mietauto mit steckendem Schlüssel für uns auf dem Parkplatz. Wir reihen uns ein in den prall gefüllten Bus und lassen uns für 7 Euro die wenigen km vom Flughafen zur Stadt kutschieren. Das gibt einem augenblicklich das Gefühl von Tourismus.

Es scheint voller geworden. Es gibt eine Reihe neuer Häuser, Industriehallen und Hotels. An einigen Stellen wird gebaut. Vielleicht kommt uns das aber auch nur so vor. Wir wohnen nun zentrumsnah im (neuen) UNIS-Gästehaus, nicht mehr weiter oben in Nybyen in den alten Bergarbeiterunterkünften. Bei unserem letzten Aufenthalt waren wir sehr früh und sehr spät mit dem Auto unterwegs, um außerhalb der Flughafenöffnungszeiten fliegen zu können. Nun sind wir tagsüber zu Fuß in der Stadt.

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Zuerst geht es zum Supermarkt. Die Stewardess wollte uns trotz gegenteiligem Versprechens im Ticket kein kostenloses Essen geben. Und Wifi ging an Bord auch nicht. Das ausführliche Frühstück am Flughafen Oslo war das letzte Essen. Alles ist vertraut mit leichten Erweiterungen. An der Haupteinkaufstraße befindet sich nun eine Halfpipe. Wir wohnen für arktische Verhältnisse nobel, nebenan im Radisson BLU Hotel hat man es kaum besser. Die Zimmer sind fast brandneu, mit Bad, Küche und fettem Internet.

Abends geht es mit den anderen Besuchern ins Kroa. Wir schwelgen in Erinnerungen an vergangene Messkampagnen.

Stopover

Die Flüge nach Longyearbyen gehen früh von Oslo ab, von Deutschland ist das nicht zu schaffen. So haben wir eine Übernachtung in Norwegens Hauptstadt und schauen uns am Hafen um.